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Dieser
Artikel wurde mit freundlicher Erlaubnis übernommen aus:
Trainini
– Ausgabe 28
Praxismagazin
für Spurweite Z
Verkehrsknoten und
Anziehungspunkt
Das
Bahnbetriebswerk Rheine
von Holger Späing
Das
Bw Rheine
gelangte erst durch das
Zusammenziehen der letzten ölgefeuerten Dampfloks verstärkt
in den Fokus der
Eisenbahnfreunde. Dabei geht seine Geschichte bis auf das Jahr 1856
zurück.
Seine Geschichte veranschaulicht exemplarisch auch den Umgang der
Bundesbahn
mit ihrer Geschichte. Für Modellbahnfreunde bietet es wegen der
Versorgungsmöglichkeiten für kohle- und ölgefeuerte
Dampfloks wie auch für Dieselloks
viele Anregungen für die Umsetzung im Modell.
Als Rheine am 23.
Juni 1856 Anschluss an
das Eisenbahnnetz
erhielt, begann eine lange Entwicklung für die heimische
Wirtschaft wie auch
die Eisenbahn selbst. Durch die Strecken Münster – Rheine – Lingen
(Nord-Süd-Richtung) und Osnabrück – Rheine
(Ost-West-Verbindung) war es von
Anfang an ein Knotenpunkt und erhielt neben dem Bahnhof in Stadtmitte
gegenüberliegend auch einen Reparaturschuppen.
Diese Anlagen
wurden etwa
1890 um einen Ringlokschuppen
mit 16-Meter-Drehscheibe erweitert, die später einer
18-Meter-Drehscheibe
weichen musste. In unmittelbarer Nähe begann dann die private
Tecklenburger Nordbahn, die von Schmalspur auf Regelspur umgebaut wurde
und im nördlichen Bahn-hofsbereich Anschluss an die
Staatsbahngleise erhielt. In Rheine selbst blühten bald vor allem
die Textilindustrie (F. A. Kümpers) und der Maschinenbau auf
(Windhoff und Tacke).
Als Folge wurde der zweigleisige
Ausbau erforderlich, der 1907 begann.
In unmittelbarer Bahnhofsnä-he, gelegen an der Lindenstraße
auf dessen Westseite, wurde ein zweiter Rundschuppen mit
20-Meter-Drehscheibe gebaut. Die Dienststelle wuchs zum Bw Rheine Pbf
(Personenbahnhof), kurz Bw Rheine P genannt. Internationale
Reisezüge aus Hannover und Berlin sorgten dafür, dass auch
moderne Loks mehr und mehr nach Rheine kamen. So wurde die
preußische P8 (Baureihe 3810-40)
hei-misch und später
fabrikneu auch die Einheitslok Baureihe 03. Eine der Maschinen blieb
sogar bis zu ihrer Ausmusterung lückenlos hier beheimatet.
Ab 1911 begann wegen des
Verkehrswachstums, das sich im Ersten
Weltkrieg wegen Kohletransporten nach Wilhelmshaven
(Kriegsmarinehafen) noch verstärkte, der Bau eines Rangierbahnhofs
im spä-teren Stadtteil Hauenhorst, der weit außerhalb
Rheines in südlicher Richtung lag. Für die Bespannung der
dort zusammengestellten oder umgespannten Züge entstand zeitgleich
das spätere Bw Rheine Rbf (Rangierbahnhof), das kurz als Bw Rheine
R bezeichnet und zwischen den Strecken nach Münster und Coesfeld
errichtet wurde. In der Anfangsphase wurde die neue Dienststelle noch
als Betriebswerkstätte geführt.
Durch kriegsbedingte
Verzögerungen konnte das neue Betriebswerk
mit 18-ständigem Ringschuppen, erst am 15. Juni 1919 seinen
Betrieb aufnehmen. Dessen Drehscheibe musste um 1933 für
Einheits-loks auf 23 Meter erweitert werden. Das Bw Rheine P war fortan
nur noch für die Bespannung von Personenzügen
verantwortlich, wuchs aber dennoch weiter, weil ihm die
Lokbahnhöfe Bentheim und Lingen unterstellt wurden. Um 1928
erreichte der Personalbestand beider Dienststellen mit rund 1.400
Beamten und Arbeitern seinen historischen Höchststand.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg
entwickelte sich das Bw Rheine R zu
einem äußerst leistungsfähigen Stützpunkt für
die Beheimatung von Dampflokomotiven. Der Kohlebansen hatte eine
Kapazität von 3.500 Tonnen Lokomotivkohle. 1925 kam eine eigene
Wasserversorgung durch den Bau einer Pump-station mit 1.000 m³
Leistung/Tag im Betriebswerk hinzu, die durch eine
Wasseraufbereitungsanlage an der nahen Ems vervollständigt wurde.
Eine Versorgungsleitung führte nun auch in Richtung Innenstadt
zum Bw Rheine P, weil die dortige Versorgung aus dem Stadtnetz zuvor
immer wieder zu Engpässen geführt hatte.
Zu Beginn des Kriegs waren in
Hauenhorst etwa 440 Mitarbeiter
beschäftigt. Erneute Kohletransporte sorgten nun wieder für
Zuwächse im Güterverkehr. Dieser brachte die Baureihe 50 nach
Rheine, die nach dem Krieg im Erzverkehr mit Zuglasten bis 1.600 t auf
die Emslandstrecke kam. Ab 1964 im Bw Emden stationiert, waren diese
Einheitsloks nicht mehr aus der Region wegzudenken.
Wegen der Leistungsfähigkeit der
Rheinenser Anlagen und der
Bedeutung als Knotenpunkt von drei Strecken wurde Rheine dann ab 1944
verstärkt das Ziel alliierter Bombenangriffe, die den
Eisenbahnbetrieb wesentlich einschränkten. Schicksalhaft war am
20. Januar 1945 die vollständige Zerstörung des Bw Rheine P.
Alle noch brauchbaren Loks wurden nun ins Bw Rheine R umbeheimatet,
dass bis auf den Ausfall der Pumpstation nur geringe Schäden zu
verzeichnen hatte.
Durch dieses Ereignis begann im Bw
Rheine R die Beheimatung von
Personenzuglokomotiven, die das Betriebswerk später so bekannt
machen sollte. Die letzten Kriegsschäden in Rheine waren erst 1956
behoben, die Anlagen des völlig zerstörten Bw Rheine P wurden
nicht mehr wiederaufgebaut, so dass die Beheimatung von Personenzugloks
in Hauenhorst bis zum Ende der Dampfzeit Bestand hatte und die Anlagen
an diese Rolle angepasst wurden. Das Bw Rheine P gegenüber dem
Bahnhof umfasste lediglich noch eine Triebwagenhalle und Freigleise
für die hier beheimateten Dieselrangierloks und Kleinlokomotiven.
Im Frühjahr 1949 fanden die
ersten „Ochsenloks“ der Baureihe 41
den Weg nach Rheine, die im (schnellen) Güterverkehr eingesetzt
wurden. Versehen mit Neubaukesseln sollte auch diese Baureihe noch eine
besondere Rolle spielen. Viele Loks durchliefen das Bw Rheine, ohne
hier tatsächlich beheimatet worden zu sein. Von den Niederlanden
zurückgegebene Loks wurden hier buchmäßig erfasst,
teilweise repariert und weitergereicht.
Einen weiteren Aufschwung erhielt das
Bw Rheine R durch die
Verstärkung des Oberbaus auf der Emslandstrecke bis Emden. Nun
konnten hier auch Maschinen mit höheren Achslasten verkehren. Zum
19. Februar 1958 zogen die ersten drei Jumbos der Baureihe 44 mit
Kohlefeuerung ein, die eine deutliche Rationalisierung des Erzverkehrs
erlaubten: Bis zu 25 offene, vierachsige Selbstentladewagen der Bauart
OOt bedeuteten Zuglasten bis zu 2.240 t.
Die Baureihe 44 verdrängte die
zuvor vor diesen Zügen
eingesetzte BR 50 nun auf die Relation zwischen den
Niederlanden/Bentheim und Osnabrück über Rheine, während
sie selbst bis zu den Stahlwerken in Dortmund-Hörde und
Dortmund-Eving am Haken blieben, ab 1960 auch bis Hattingen. So wuchs
der Bestand in Rheine schon innerhalb eines Jahres auf 12 Jumbos an.
Zum 30. Mai 1964 konnten alle Rheinenser Fünfziger abgegeben
werden, weil diese Maschinen völlig aus dem Erzverkehr abgezogen
worden waren. Der 44-Bestand war nur fünf Monate später auf
43 Lokomotiven angewachsen, was sich bei Abschwächung der
Konjunktur als zu hoch erwies.
Bis auf zwei Loks gingen alle
Maschinen der Reihe 50 an das Bw Emden.
Sie waren aber bis zum Ende des Winterfahrplans 1975, als auch der
Emdener Bestand aufgelöst wurde, stets auch in Rheine anzutreffen,
wo sie gewendet und versorgt wurden. Die Jumbos hielten sich bis zum
letzten Tag in Rheine und wurden nur gegen die noch
leistungsfähigeren, ölgefeuerten Loks (ab 1968: Baureihe 043)
ausgetauscht.
Mit Vorspann zogen sie ab 1967
Erzzüge mit bis zu 4.000 Tonnen
Gewicht zwischen Emden und Münster. Bis 1972/73 gelangten sie in
dieser Konstellation als „Langer Heinrich“ sogar noch bis Dortmund.
Erzzüge mit Ziel Saarland wurden allerdings in Münster auf
zwei Elloks der Baureihe E40 umgespannt.
Im Personenverkehr war 1959 ein
Schicksalsjahr: Es markierte den Beginn
des Zusammenziehens des gesamten 03-Bestands der BD Münster im Bw
Rheine R. 1960 war mit 30 Loks dieses Typs das Maximum erreicht, die
die preußische P8 vollständig aus Rheine verdrängten.
Zu den Glanzleistungen des „Salondampfers“ zählten Durchläufe
bis Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet im Süden, Norddeich
und Oldenburg im Norden sowie Hengelo und Oldenzaal (Niederlande) im
Westen.
Für den Einsatz nach Holland
kuppelte man die 03 und 41, wenig
später auch die 01 mit Kurztendern der Bauart 2’ 2 T 30, um die
Länge über Puffer wegen kürzerer Drehscheiben dort unter
20 m zu halten. Ab Mai 1962 wurden in Osnabrück freigewordene,
schwere Schnellzugloks der Baureihe 01 nach Rheine umgesetzt und
verdrängten dort die leichtere 03. 1965/66 verschwanden sie
endgültig aus dem Bestand. Zuletzt war sie eh nur noch Reservelok.
In diese Zeit fällt auch das Ende
des Bw Rheine P. Nahm es mit der
Zuteilung von Akkutriebwagen ETA 150 (ab 1968: 515) im Jahre 1962 eine
langjährige und 1928 begonnene Tradition wieder auf, wurde zum 1.
Mai 1964 die Personaleinsatzstelle Rheine Pbf aufgelöst und das
Ende dieses Standorts eingeleitet. Es wurde dem Bw Rheine Rbf
angegliedert, das man nun kurz in Bw Rheine umbenannte.
Während
die Verwaltung in die Nähe des ehemaligen Güterzuglokwerkes
umzieht, werden Triebwagen und Dieselloks vorerst weiter an den alten
Stätten nahe des Bahnhofs unterhalten. Deren Ende vollzieht sich
aufgrund von Streckenstilllegungen leise und kaum wahrgenommen zwischen
1967 und 1972.
Für das Bw Rheine am Standort
Hauenhorst beginnt die letzte Etappe
seiner Geschichte am 29. Juli 1967. Wenig später entdeckten auch
Eisenbahnfreunde Rheine und das flache Emsland als Ziel ihrer
Fotoexkursionen.
Mit 41 168 ging zum Stichtag aus
Osnabrück die erste
ölgefeuerte Mikado-Lok der Reihe 41 Öl (ab 1968: 042) zu. Der
Bestand wird durch beim Bw Kirchweyhe freigesetzte Loks erhöht,
bis im Oktober 1969 alle Loks dieses Typs in Rheine zusammengezogen
sind. Nun trennt sich das Bw Rheine verstärkt von Kohleloks. Die
Baureihe 041 (41 Kohle) wird bei Fristablauf oder größeren
Reparaturen z-gestellt und kohlegefeuerte Jumbos (Baureihe 044) werden
zur Entlastung nach Emden abgegeben.
Künftig wird diese Aufteilung
zwischen den Feuerungsarten für
Rheine und Emden mit Ausnahme der Baureihe 011 (0110 Kohle) bestimmend
sein. In Rheine sind provisorische Ölbetankungsanlagen eh
längst vorhanden, da Loks vom Bw Osnabrück hier bereits
gewendet und versorgt wurden, in Emden werden diese Anlagen noch
aufgebaut. Heimat der 042 wird vor allem die Strecke Bentheim (damals
noch kein Bad!) – Rheine – Osnabrück – Löhne. Einsätze
als Vorspannlok vor dem „Langen Heinrich“ auf der Emslandstrecke folgen
erst etwas später.
1967 gelangen auch die ersten 0110
Kohle von Osnabrück nach Rheine
- zunächst noch leihweise, bevor sie ab 1968 offiziell in den
Bestand übernommen werden. Für die 01 bedeutet das gleich im
ersten Jahr der Dreizylinderversion das Aus in Rheine. Ende 1968
gesellen sich auch 11 Ölloks BR 012 zum Bestand an Pazifikloks.
Sie laufen vor Schnell- und Eilzügen von Norddeich bis nach
Dortmund.
Als zwischen Mai 1971 und September
1972 die 012 aus Altona nach Rheine
abgegeben werden, führt das gleich für zwei Baureihen zum
Ende. Verstärkt werden dafür 011 ausgemustert oder in
Reserve- oder Sonderzugdienste verdrängt. Die Emdener 023
verlieren ebenfalls ihre Aufgaben an die Ölloks. Trotzdem neigt
sich auch die Zeit der 012 unübersehbar dem Ende zu. Als der
Fahrdraht am 10. Mai 1972 Rheine Bf erreicht hat, verlieren auch sie
die meisten Durchläufe nach Münster oder ins Ruhrgebiet an
die elektrische Traktion.
Als mit 011 062-7 zum 12. April 1973
die letzte kohlegefeuerte Lok
endgültig ihren Dienst quittiert, wird Rheine zum reinen
Öl-Betriebswerk. Nur die erste Ölkrise zwischen Ende November
1973 und Januar 1974 wird wegen der vorübergehenden Abstellung von
012 (Ersatz durch BR 216) und 043 (Ersatz durch geliehene 044)
kurzzeitig etwas daran ändern.
Der 1. April 1974 bringt
schließlich bedeutende Änderungen
mit sich: Wegen der Auflösung der BD Münster wird das Bw
Rheine der Bahndirektion Hannover unterstellt. Zur besseren Auslastung
gibt das Bw Rheine nun neun Loks der Baureihe 043 zum Bw Emden ab, die
Aufteilung zwischen Öl- und Koh-leloks ist damit durchbrochen. In
diesem Jahr werden auch letztmalig Jumbos auf Ölfeuerung
umge-baut, darunter auch die 043 196-5 als eine der fünf letzten.
Das Bw Rheine zieht jetzt noch mehr
Eisenbahnfreunde an, denn auch
für die Baureihe 012 ist es zum Auslauf-Bw bestimmt worden. Um
deren Bestand sieht es wegen des schlechten Unterhaltungszustands
schon übel aus. Verspätungen und Zugausfälle häufen
sich, doch die DB treibt das Ende dieser Bauart unbeirrt voran. Mit
Ende des Winterfahrplans 1974/75 sollen auch die letzten
Schnellzugdampflokomotiven der Bundesbahn von der Strecke
verschwinden.
Hoffen einige Eisenbahnfreunde
insgeheim noch auf das Vorhalten von
Reservemaschinen, so wird sich nach dem 31. Mai 1975 Ernüchterung
einstellen. Am 1. Juni 1975 werden alle verbliebenen Loks bis auf 012
061-8 z-gestellt und am 26. Juni ausgemustert. Nun hat die Bundesbahn
keine Pazifiklok mehr im Bestand, der gesamte Schnellzugverkehr soll
künftig dampffrei erfolgen.
Am 1. August 1975 bespannt das Bw
Rheine planmäßig zum
letzten Mal einen Personenzug mit einer Dampflok der Baureihe 042.
Danach kommt diesen Maschinen nur noch die Rolle als Reservelok
für ausgefallene V200 (BR 220) zu. Im gleichen Monat absolviert
043 364-9 als letzte Dampflok überhaupt einen regulären
AW-Aufenthalt mit L2-Untersuchung.
Hauptgrund für den schnellen
Rückgang der Dampfleistungen und
das Ausmustern der 012 ist die schnelle Elektrifizierung der
Ost-West-Strecke zwischen Osnabrück und Bentheim. Zum
Fahrplanwechsel reicht die Oberleitung von Osnabrück bereits bis
nach Rheine. Der nächste Abschnitt bis Salzbergen folgt im Juli
1975. Ab 30. Mai 1976 ist sie durchgängig von Löhne über
Osnabrück und Rheine bis nach Bad Bentheim/Niederlande elektrisch
befahrbar.
Dies bedeutet für König
Dampf fast das Aus: Die 042 hat nun
überhaupt keine Planleistungen mehr und verdingt sich vor Bau- und
Sonderzügen oder verdient sich als Reserve ihr Gnadenbrot.
Für die 043 trifft die Konkurrenz in Form von Diesellokomotiven
der Baureihe 221 (V2001) ab 29. Mai
1976 ein. An diesem Tag erhält
das Bw Oldenburg mit der 221 150-6 die erste Lok, die in Villingen
freigesetzt wurde und das Ende des Dampfbetriebs auch vor der
durchgehenden Elektrifizierung herbeiführen soll.
Nun geht es Schlag auf Schlag. Am 7.
Februar 1977 endet der
planmäßige Einsatz von Dampflokomo-tiven auch für die
043. Auf der Strecke zu sehen sind sie nur noch als Bauzugloks oder in
Reservediensten. Die Zahl der Sonderfahrten nimmt zu und am 10. und
11. September 1977 feiern Eisenbahn-freunde im Bw Rheine den
endgültigen Abschied von der Dampflok. Auch zu diesem Anlass gibt
es Sonderfahrten und einen zwischen Rheine Bf und Hauenhorst pendelnden
Dampfzug sowie eine Leis-tungsschau der Bundesbahn.
Im Oktober 1977 sind in Rheine wegen
des Dampfverbots fast alle Loks
kalt abgestellt. Nur 042 113-1 und 043 196-5 kommen vor
Sonderzügen noch häufiger zum Einsatz. Während es am 6.
Oktober 1977 beim Bw Emden mit der Bespannung des „VW-Zugs“ noch mal zu
einem 043-Einsatz kommt, beschränkt sich der Einsatz in Rheine
meist nur auf „Schaufahrten“ im Bw-Gelände und das Ziehen und
Anheizen von Loks zum Abpumpen des Tenderöls. So kommt
letztendlich auch das Bw Emden zur Ehre, den letzten Dampfzugeinsatz
für sich verbuchen zu können.
Der letzte dampfgeführte
Personenzug bei der Bundesbahn ist ein
DGEG-Sonderzug, der von 042 113-1 und 043 196-5 später in zwei
Teilen befördert wird. Als 043 196-5 mit einer fünfteiligen
Garnitur des Rheingold von 1928 nach Rheine zurückkehrt, hat sie
damit die letzte Personenzugleistung überhaupt erbracht. Am
nächsten Tag werden beide Loks nur innerhalb des Bw Rheine bewegt.
Um Mitternacht wird 042 113-1 dann endgültig abgestellt. 043 196-5
wird so auch noch zur letzten aktiven Lok in Rheine. Sie heizt ihre
Schwesterloks an, damit auch deren Öl abgepumpt werden kann.
Den Schlussstrich zieht am 26. Oktober
1977 das Bw Emden. Als 043 903-4
nachmittags gegen 15.30 Uhr mit einem Hilfszugwagen ins Betriebswerk
zurückkehrt und abgerüstet wird, ist das Kapitel Dampflok
bei der Bundesbahn zu Ende. Am Folgetag werden alle verbliebenen
Maschinen ausgemustert. In Rheine sind nun nur noch, in den Anlagen des
ehemaligen Bw Rheine P Akkutriebwagen 515 / 815, Kleinloks und 260/261
beheimatet. In Hauenhorst werden noch Dieselloks des Bw Oldenburg
gewen-det, untergestellt und betankt.
Die Anlagen beginnen nun einen
trostlosen Eindruck zu verbreiten. In
zwei langen Reihen entlang des Kohlebunkers stehen die ausgemusterten
042 und 043, wo sie auf Käufer oder den Schneidbrenner warten.
Selbst Anfang der achtziger Jahre sind noch nicht alle Dampfloks
verschwunden. Im nördlichen Teil der Bw-Anlage werden wenigstens
noch bedarfsweise Güterwagen ausgebessert.
Als am 28. September 1980 der
durchgehende, elektrische Betrieb bis
nach Emden und Norddeich Mole aufgenommen werden kann, verliert das Bw
Rheine auch seine letzte Funktion für die Dieselloks. Zeitgleich
sind alle Akkumulatorentriebwagen 515/815 umbeheimatet. Im Mai 1983
erfolgt dann der Ausbau der Gleise um den Ringlokschuppen und der
Drehscheibe. Wenig später, zum 1. Juli 1983 verliert das Bw Rheine
seine Selbstständigkeit und die verbliebenen Fahrzeuge
(Rangierloks) werden offiziell nach Osnabrück umbeheimatet.
Die folgenden Bilder zeigen den
Zustand vom 15. 10. 2006: Das Dach der ehemaligen Werkstatt ist
teilweise eingestürzt, der
„Neue Lokschuppen“ - Werkstattschuppen für Dampfloks - wurde
abgerissen. Der noch intakte Rundschuppen verschwindet hinter einem
Wald aus Birken, genau dort, wo sich früher die Drehscheibe
befand. Wäre dieser Ort – mit etwas mehr Geschichtsbewusstsein –
nicht ideal für ein Eisenbahnmuseum gewesen?
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Der
Schuppen
des Bw Rheine P, vom Bahnhof aus gesehen.
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Das ehemaliges
Sozialgebäude
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Das
Gebäude der ehemaligen Lokleitung
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Magazin und Werkstatt
sind bereits stark verfallen.
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Das
Innere des Rundlokschuppens.
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Das teilweise
eingestürzte Dach der Werkstatt.
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Eine
verbliebene Spur der eigenen Wasserversorgung des
Bw Rheine: Der Grobfang zwischen den Freiständen 20 und 21.
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Reste der
Wagenwäsche im
Bw Rheine - von der Natur zurückerobert.
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