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  Dieselzeit in Konstanz
 

Der Grenzbahnhof Konstanz am Bodensee ist an und für sich nicht das Pflaster, das Eisenbahnfreunde bevorzugt aufsuchen. Mich führte 1971 als Schüler eine Klassenfahrt hierher. Den damaligen fotografischen Fähigkeiten folgend, entstanden fast nur Standaufnahmen, obwohl natürlich der Bodenseeraum auch eine Fülle von Motiven fahrender Züge geboten hätte.

Wie so oft, ist der Alltag von damals zu einer versunkenen Welt geworden, was diese Bilder zeigenswert macht. Im Oktober 1971, als diese Bilder entstanden, gab es auf deutscher Seite keinen Fahrdraht. Der Traktionswandel war bereits weit forttgeschritten; zwar war das Bw Rottweil noch eine Dampflok-Hochburg, aber der Reisezugverkehr und die überregionalen Güterzugleistungen auf der Schwarzwaldbahn (KBS 720) und Gäubahn (KBS 740) war fest in der Hand der Villinger 220 und 221, einige 211er ergänzten diesen Bestand noch, sodaß Konstanz bereits "dampffrei" war.  Zudem hatte das Bw Haltingen ab Mitte 1970 eine Reihe Loks aus den Neulieferungen der Baureihe 215 bekommen, die über die Hochrheinstrecke  auch Konstanz erreichten. Das nahegelegene Bw Radolfzell beheimatete 260er, Kleinloks und 795er für regionale Aufgaben.

Kurz gesagt, in Konstanz trafen in dieser Zeit fast alle für den Zugverkehr relevanten Dieselllok-Baureihen der DB zusammen. Lediglich von der Schweiz erreichte die SBB-Fahrleitung den Bahnhof, der Verkehr in Richtung Kreuzlingen wurde von der Mittel-Thurgau-Bahn abgewickelt. Was in den 1970er Jahren als moderner Bahnalltag galt, ist heute Eisenbahngeschichte. In Abwandlung einer bekannten Redewendung aus dem Sport könnte man auch sagen: nach dem Traktionswandel ist vor der Traktionswandel. Im Jahr 1977 erreichte der Fahrdraht von Norden her Konstanz, damit war die Elektrifizierung von Schwarzwald- und Gäubahn abgeschlossen. Die große Zeit des Bw Villingen war vorbei, die 220er und 221er wurden nach Norden abgegeben. Mit dem Abschluß dieser Arbeiten dürften auch das alte Konstanzer Stellwerk und die Formsignale, die auf den gezeigten Aufnahmen noch zu sehen sind, der modernen Signaltechnik gewichen sein.

Vergleicht man den Bahnhof und Umgebung mit dem heutigen Erscheinungsbild, so gehen die Veränderungen noch wesentlich weiter. Viele bauliche Veränderungen, sowohl an den Bahnsteigen, als auch im Stadtbild, die Umwidmung der Güterschuppen, der Abriß der Bw-Anlagen und vieles andere haben dafür gesorgt, daß der Bahnhof viel von seinem ursprünglichen Charme verloren hat. So dokumentiert diese Galerie auch ein wenig das frühere Bild des Konstanzer Bahnhofs.



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11. Oktober 1971



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Am ersten Tag ist 260 002-1 vom Bw Radolfzell im Rangierdienst. Interessant zu sehen, wie man seinerzeit am kurzen Vorbau mit unterschiedlich großen Ziffern die neue EDV-Loknummer in den begrenzten Platz zwischen den Zierstreifen klebte. Es handelt sich übrigens um die ehemalige Vorserien-Lok
V 60 1002. Das Werbeplakat ist geprägt vom Stil der 1970er Jahre.






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ABDe4/4 11 der Mittel-Thurgau-Bahn steht in Gleis 1 bereit zur Fahrt nach Kreuzlingen. Diese private schweizer Bahngesellschaft ging 2003 in Konkurs, die SBB-Tochter THURBO betreibt die Fahrzeuge im Jahr 2006 weiterhin, farblich sind sie inzwischen entsprechend dem Trend der Zeit folgend, völlig umgestaltet.




 

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Meine erste Begegnung mit der Baureihe 221 am Abend des 11. 10. 1971: 221 144-9 des Bw Villingen im abendlichen Bahnhof Konstanz. Die Lok rollt von Süden her in Gleis 3.


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12. Oktober 1971



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Am Nachmittag des 12. 10. 1971 brachte Re 4/4 21 der Mittel-Thurgau-Bahn  einen Güterzug nach Konstanz. Auch diese Loks kannte ich bisher nicht, faszinierend wirkte damals schon die großzügige Verglasung der Führerstände. Die Mittel-Thurgau-Bahn besaß nur diese eine Lok der Reihe Re 4/4".






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220 032-7 vom Bw Villingen fährt rückwärts in den Bereich der Gütergleise. Die Lok trägt statt der Zierleisten bereits silberfarbene Zierstreifen, ein Indiz, daß sie erst vor kurzem eine Hauptuntersuchung erhielt.






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Heute findet sich 260 430-4 vom Bw Radolfzell im Rangierdienst.  Wie man sieht, war die Kommunikation von dem altertümlichen Konstanzer Reiter-
stellwerk zu den Rangierern problemlos ohne Funksprechgerät möglich.






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Schön neu und sauber steht 215 140-5 vom Bw Haltingen im Bahnbetriebswerk Konstanz an der Dieselloktankstelle. Die Lok hatte ihre Abnahme am 13.11.70 und gehört zu der Bauserie mit dem stärkeren  2500 PS-Dieselmotor.






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220 086-3 vom Bw Villingen wartet hier im nördlichen Bahnhofsbereich darauf, daß das Gleissperrsignal ihr die Rangierfahrt an den Zug auf Gleis 2 erlaubt. Auch sie ist ihrer Zierleisten beraubt.






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215 106-6 vom Bw Haltingen rollt, aus dem südlichen Bahnhofsbereich kommend, durch Gleis 3, um sich an den in Gleis 1 bereitstehenden Nahverkehrszug nach Schaffhausen zu setzen. Die Lok ist noch neuer als die 215 140 von Bild 7: Ihre Abnahme erfolgte erst am 24.02.1971.


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14. Oktober 1971



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Der Besuch im Bw am 14. 10. 1971 beginnt noch mit Sonne. Zunächst findet sich die noch wie neu glänzende 215 108-2, Bw Haltingen, Abnahme 18.03.1971, vor der Dieselloktankstelle. Wer heute in Konstanz ortskundig ist, weiß, daß an dieser Stelle inzwischen ein Einkaufszentrum steht.






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Anschließend wird gedreht. Der rechts sichtbare Schienenbus in Form eines 795 gehört seinerzeit zum "Ambiente" und wurde aufgrund dieser Einschätzung nicht fotografiert.






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220 052-5 vom Bw Villingen hat einen Güterzug bespannt. Diese V 200 hat noch unterhalb der Führerstandsfender und an der Rahmenoberkante umlaufende Aluminium-Zierleisten.






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Die Radolfzeller 260 170-6 ist die Rangierlok des heutigen Tages. Fußgängersteg und Überweg haben die Zeit überdauert, letzterer ist stillgelegt. Das Zollamt im Hintergrund  besteht noch. Die Mitfahrt des Rangierers auf der Lok ist hingegen eher seltener zu sehen. Der VW-Bus am linken Bildrand steht wegen Reparaturarbeiten kurzzeitig im Gleis.






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Ein Blick, der dem Wort vom "Dieselparadies" gerecht wird. Links stehen auf Gleis 1 und 2 eine Villinger 220 und die Haltinger 215 108-2 mit ihren Zügen abfahrbereit, während 221 124-1 vom Bw Villingen mit einem D-Zug aus Offenburg auf Gleis 3 einläuft.


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15. Oktober 1971



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Der erste Blick am 15. 10. gilt der Villinger 211 343-9. die in Gleis 1 vor einem Nahverkehrszug abfahrbereit steht. Hinter der Lok erkennt man unschwer einen Postwagen, zudem ist die Kupplung der Dampfheizung wohl undicht. Schön ist auch hier die überall aufgeklebte EDV-Loknummer zu sehen.






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Rangierpause für die Radolfzeller 260 102-9, natürlich in Rufweite zum Stellwerk.






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Auf Gleis 2 ist die Villinger 221 127-4 mit einem D-Zug aus Offenburg eingelaufen. Die stirnseitige Loknummer ist bei dieser Lok tiefer angeschrieben als üblich, aber nur auf der Führerstandsseite 1 - man achte in den folgenden Aufnahmen darauf!






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Was ist die Eisenbahn ohne Eisenbahner? Das fanden auch diese beiden Lokführer, gerne habe ich sie mit ihrer 221 fotografiert. Selten habe ich ein so positives Urteil über eine Baureihe gehört wie in dem anschließenden Gespräch. Auf die 221 ließen sie nichts kommen!






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Der Blick auf das Fahrpult der 221 144 zeugt von der Mitfahrt im Führerstand, bei der ich den kurzen Weg von der Tankstelle zum Abstellplatz an der Drehscheibe aus Lokführersicht erlebten konnte.
Die präzise an der Drehscheibe abgestellten Loks waren damals ein alltäglicher Anblick, heute eine schöne Erinnerung an die große Zeit der 221er im Süden.






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221 145-6, 221 127-4 und 221 144-9 sind hier nocheinmal zu sehen. Alle drei Loks im wesentlichen im Ursprungszustand.






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323 017-4, Bw Radolfzell, wurde für einfache Aufgaben benötigt - an diesem Tag offenbar nicht.






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795 608-9 steht daneben. Unglücklicherweise habe ich ihn links abgeschnitten. Da dies das einzige vorhandene Bild ist, auf dem der kleine Lokschuppen gut zu sehen ist, zeige ich es trotzdem. Ohnehin hat nichts auf diesem Bild die Jahrzehnte überlebt -  auch die Häuser im Hintergrund nicht.






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Die schweizerischen BDe 4/4 kamen in den 70er Jahren regelmäßig nach Konstanz, in der Regel als Schnellzüge St. Gallen - Kreuzlingen Hafen - Konstanz - Kreuzlingen - Schaffhausen und zurück. An diesem Tag kam BDe 4/4 1647 als vierteilige Triebwagengarnitur. Auf dem Dach eine lange Reihe von Bremswiderständen für die elektrische Bremse.






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221 102-7, ebenfalls vom Bw Villingen, beim ergänzen ihrer Dieselvorräte. Bis der 2700 Liter-Tank wieder voll war, dauerte es seine Zeit.

 

 

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ABDe e 4/4 - 12 der Mittel-Thurgau-Bahn steht abfahrbereit in Gleis 3. Heute nimmt man es ernster mit den Grenzkontrollen, der schweizerische Bahnhof ist mit einem Gitterzaun abgesperrt.






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Etwas später sehen wir auf Gleis 3 220 006-1 mit einem abfahrbereiten Eilzug, während 211 343-9 auf dem Nebengleis eine Rangierfahrt absolviert. Es müßte sich dabei um dem E 1914 nach Offenburg gehandelt haben.  Im Hintergrund ist 211 346-4 zu sehen. Alle Loks waren natürlich beim Bw Villingen beheimatet.


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16. Oktober 1971



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Der letzte Tag beginnt mit einem Foto des soeben eingefahrenen Nahverkehrszug aus Singen, gebildet von 795 342-5 vom Bw Radolfzell.






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Dienstbeginn für Lokführer und Rangierer auf der Villinger 211 331-4. Man beachte die mit einem silbernen Streifen versehene Dachkante.






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  Ein Blick von der Sonnenseite an derselben Stelle.






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221 139-9 vom Bw Villingen ist eingelaufen und wird betankt. Man kann deutlich sehen, daß in den zweiten Tankstutzen keine Zapfpistole, sondern eine Art Meßfühler eingesteckt wird, der den Füllstand überwacht.






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Der große Dieselöl-Fleck an der Lokseite verrät, dass die Sache nicht überall perfekt funktioniert. 221 139-9 rollt auf die Drehscheibe.






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Post für die Schweiz! 211 331-4 stellt dem ET der Mittel-Thurgau-Bahn einen Postwagen bei - natürlich einen schweizerischen. Man beachte im übrigen die Befestigung des Fahrleitungs-Querträgers direkt am Bahnhofsgebäude, eine recht selten praktizierte Lösung. Die altertümliche Bahnsteigüberdachung mit schmiedeeisernen Säulen ist längst einem schmucklosen Flachdach gewichen.






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Die Villinger 221 124-1 ist mit einem Eilzug auf Gleis 3 eingelaufen. 






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260 170 rangiert einen Kesselwagenzug zusammen. Derlei hat sich nicht geändert, Kesselwagen sind "täglich Brot" der Bahn in Konstanz; im Jahr 2006 erledigen allerdings 290er das Rangiergeschäft. Über die Kontrollziffer war man  nicht einig geworden: Im Bild 13 steht richtig "-6" angeschrieben, hier an der Front fälschlicherweise "-0".






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220 039-2 fährt mit einem Eilzug, vermutlich E 1547 aus Offenburg, in Gleis 2 ein. Dieses Bild ist ein Ausschnitt aus dem Originalbild; ganz so nah konnte man denn doch nicht am Gleis stehen.






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Das Wahrzeichen des Konstanzer Bahnhofs ist das filigrane Türmchen.
220 039-2 davor bildet einen auffälligen Gegensatz - dennoch symbolisieren beide Epochen, in denen die ästhetische Gestaltung bei der Bahn eine weit größere Rolle spielte als heute.






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221 145-6 läuft mit einem weiteren Eilzug, vermutlich E 1656 aus Stuttgart, ein. Die beiden kurz aufeinander folgenden Bahnübergänge zum nahen See dürften den Schrankenposten in seinem "Türmchen" gut beschäftigt haben. Heute ist der vordere einer Fußgängerunterführung gewichen, der hintere automatisiert. 








Quellen:
Die Triebfahrzeuge der Deutschen Bundesbahn und ihre Heimat-Betriebswerke, stand Ende 1971, Hrsg. Gustav Röhr.






© Rolf Schulze
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