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Längst vergessen - die
Bottwartalbahn
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Die
Bottwartalbahn Marbach – Heilbronn Süd
von Detlef
Schikorr
Die Bottwartalbahn Marbach – Heilbronn Süd war die erste
Schmalpurbahn
im damaligen Königreich Württemberg mit einer Spurweite von 750 mm und
mit 34,25 km Länge auch die längste. Sie wurde in zwei Abschnitten dem
Verkehr übergeben: Am 10. Mai 1894 wurde der südliche Abschnitt
Marbach/Neckar – Beilstein und am 1. Dezember 1900 der nördliche
Abschnitt Beilstein – Heilbronn Süd eröffnet.
Eine Besonderheit war,
daß der Abschnitt Heilbronn Süd nach Talheim (km 7,24) dreischienig
ausgebaut war, um Muschelkalksteine aus den Steinbrüchen nördlich von
Talheim in Normalspurgüterwagen ohne zeitraubende Umladung in eine
chemische Fabrik nach
Neckargartach transportieren zu können.
Die Bottwartalbahn begann in
Marbach im Neckartal, von dort aus ging es ins Murrtal, dann ins
Bottwartal bis Beilstein. Ab Beilstein führte die Strecke über die
Wasserscheide ins Schozachtal hinunter und dann Richtung Neckartal bis
Sontheim und weiter nach Heilbronn Süd.
Sie war wegen ihrer
Bedeutung im
Personen- und
Güterverkehr die wichtigste
Schmalspurbahn in Württemberg. Dies
kam dadurch zum Ausdruck, daß
reine Güterzüge
verkehrten. Der
Zuckerrübenverkehr im Herbst sorgte für eine besondere Auslastung: Über
Marbach wurden die Zuckerrüben in die
Zuckerfabrik Stuttgart-Münster und über Heilbronn Süd in die
Zuckerfabrik Züttlingen abgefahren.
Betriebsmittelpunkt
der Strecke war Beilstein, wo sich umfangreiche
Lokbehandlungsanlagen befanden. Ab 1922 war Beilstein sogar ein
eigenständiges Bw, das auch für die Unterhaltung der Wagen zuständig
war. Aber bereits 1930 wurde Beilstein zum Lokbahnhof
herabgestuft und ab
1954 war es nur noch eine
Außenstelle des Bw Heilbronn. Anfang der
1960er Jahre wurde der Fahrplan im Personenverkehr immer weiter
ausgedünnt, während der Güterverkehr weiterhin erfreuliche Leistungen
zu erbringen hatte. Im Sommerfahrplan 1962 gab es nur noch werktags ein
Personenzugpaar zwischen Heilbronn Süd und Beilstein, während der
Südabschnitt Beilstein – Marbach noch zehn Zugpaare, sechs davon am
Wochenende, aufwies.
Es kam, wie es kommen
mußte, am 24. September 1966 fuhr der letzte
planmäßige Personenzug zwischen Marbach und Beilstein, als offizieller
Einstellungstermin gilt bei der DB der 14. November 1966.
Während der Güterverkehr auf dem südlichen Streckenteil von Beilstein
nach Steinheim/Murr am 13. Juli 1968 endete, sorgte ein beachtliches
Güterverkehrsaufkommen auf dem nördlichen Teil dafür, daß der
Gesamtbetrieb auf dem Abschnitt Beilstein – Talheim erst am 31.
Dezember 1968 eingestellt wurde.
Danach wurden noch der im Jahr 1968 normalspurig ausgebaute
Streckenabschnitt Marbach - Steinheim/Murr sowie der von Anbeginn an
auch normalspurige Streckenabschnitt Heilbronn Süd - Talheim im
Güterverkehr weiter betrieben. Aber bereits im Sommer 1976 wurde der
Gesamtbetrieb auf der Strecke Sontheim - Talheim wegen mangelnder
Auslastung stillgelegt. Der Abschnitt Murr - Steinheim folgte am 30.
September 1990, da die DB die alte Murrbrücke aus
betriebswirtschaftlichen Gründen nicht mehr erneuern wollte.
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Auch früher gabs verbilligte Fahr-
karten: für 90
Pfennige von Mar-
bach nach
Beilstein und zurück!
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Meine
erste Begegnung mit der Bottwartalbahn hatte ich am 21. März 1962, als
ich mit meinem Freund Manfred Hofmann eine Radtour in die Schillerstadt
Marbach am Neckar unternahm. Neben dem Besuch des Schillermuseums stand
auch ein Besuch des Bahnhofs auf dem Programm. Dabei entstanden meine
allerersten Eisenbahnfotos:
Die
linke Aufnahme ist mein erstes Eisenbahn-
foto überhaupt, den
Umständen entsprechend verwackelt,
so dass ich es nur in kleinem Format
zeigen kann. Dafür
ist in der Galerie das Bild meines Freundes zu sehen.
(99 680 abfahrbereit im Bf. Marbach.)
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Die
nächste
Aufnahme sollte eigentlich eine aus Marbach rückwarts ausfahrende 93
mit
ihrem Personenzug nach Backnang sein. Als Anfänger
habe ich
natürlich viel zu früh ausgelöst und das Foto landete in der
"Schrottkiste". Wie
ich nunmehr nach über 40 Jahren festgestellt habe, zeigt es auch die
Umladehalle und den Portalkran zum Umladen der Güter. Leider ist es
auch
verwackelt. |
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Link zur Kursbuchkarte |
Bilder und Texte: Detlef Schikorr |
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Galerieübersicht
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01
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Anlässlich
meiner
oben schon erwähnter ersten Begegnung mit
der Bottwartalbahn am 21.
März 1962 hatte mein
Freund Manfred Hofmann ein besseres Bild gemacht, das den Personenzug
nach Beilstein mit 99 680 in Marbach bei der Anfahrt zeigt.
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31. 10. 1963
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02
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Die
99 701 wartete in Heilbronn
Süd, dem nördlichen Ende der Schmalspur-
bahn, mit einem Güterzug aus aufgebockten Normalspurwagen am trüben
31. Oktober 1963 auf die Ausfahrt Richtung Süden. Die 99 701 war
ein
von der MBA Karlsruhe im Jahr 1926 gefertigter Nachbau der sächs. VI K.
Ihre Be-
heimatungen waren anfangs Zittau und Heidenau, ab 1938 war sie
in Güglingen stationiert, ab 1945 in Beilstein, wo sie bis 1964 ihren
Dienst versah.
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03
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1964
war ich am 26. Juli und am 9. August im Bottwartal und bin mit dem
Sonntagsausflugszug P 1678 nach Beilstein und mit dem P 1681 wieder
zurück nach Marbach gefahren. Die Fotos 3-12 sind nicht chronologisch
ge-
ordnet, sondern nach dem Fahrtverlauf. - 99 704 hatte am 26. Juli 1964
den nur sonntags verkehrenden P 1673 aus Beilstein nach Marbach
gebracht.
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04
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99 704 mußte sich beim Umsetzen beeilen, da sie in Marbach nur von
12.52 h bis 13.02 h dazu Zeit hatte. Die Lok war ebenfalls ein Nachbau
der sächs. VI K, 1926 von der MBA Karlsruhe gefertigt und wurde
zunächst auf den sächsischen Schmalspurstrecken um Heidenau, Wilsdruff
und Zittau eingesetzt, bis sie 1938 nach Oberschwaben und 1954 ins
Zabergäu kam. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen tat sie erst zwei Monate
in Beilstein Dienst.
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Nach der Ankunft des P 1678 in Beilstein wurde die Lok 99 704
abgekuppelt und fuhr zum Restaurieren zum Lokschuppen. Bemerkenswert
ist die rechts sichtbare Geschwindigkeitsbegrenzung der weiterführenden
Strecke nach Heilbronn auf 15 km/h. Links ist der in den Lokschuppen
integrierte Wasserturm zu sehen, davor eine Reihe abgestellter
Rollböcke.
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Das Ende war im Juli 1964 schon absehbar,
im Bahnhof Beilstein stand die z-gestellte 99
671 bereits ohne Stangen abgestellt. Die Lok wurde 1923 von Henschel
als Nachbau der sächs. VI Kgefertigt und in Heidenau in Dienst
gestellt. Am 18.2.1938 kam sie nach Beilstein, wo sie am 29.9.1965
ausgemustert wurde.
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Im Lokbahnhof stand auch die 99 680 abgestellt, dahinter die 99 682.
Beide Loks waren modifizierte Nachbauten der sächs. VI K, 1923 bzw.
1924
von Henschel gebaut und immer in Württemberg - Zabergäu und
Bottwartal - im Einsatz. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die 99 682
bereits acht Monate z-gestellt, während die 99 680 noch bis Februar
1965 betriebsfähig war.
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Interessant
war auch ihre Führerhausbeschriftung: 99 680, RBD Stuttgart, Bw
Heilbronn.
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Die bereits in Heilbronn Süd fotografierte 99 701 hatte am 9. August
1964 bereits
ihre
letzte Fahrt hinter sich: Wenige Tage vor dieser Aufnahme - z-Stellung
am 24. 07. 1964
- wurde sie
in Beilstein abgestellt.
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Nach meinem Besuch der auf der Burg Hohenbeilstein gelegenen Falknerei
faßte die 99 704 für die bevorstehende Fahrt vor dem P 1681 nach
Marbach
in Beilstein Wasser.
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Vor der Abfahrt noch ein Foto des ganzen Zuges mit dem Lokschuppen und
dem
Wasserturm rechts am Bildrand: 99 704 mit P 1681 nach Marbach,
Beilstein am 9. August
1964.
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Ein Blick aus dem Zugfenster auf Lok 99 704 und das Bottwartal.
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Am 28. März 1965 hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, als Sozius auf
einer Kreidler-Florett ins Bottwartal fahren zu dürfen. Warum ich nur
die 99 672 mit ihrem Personenzug nach Marbach in Beilstein fotografiert
habe, entzieht sich heute meiner Kenntnis, wahrscheinlich war ich zu
durchgefroren...
Auch die 99 672 war ein Henschel-Nachbau der sächs. VI K aus dem Jahr
1923. Sie versah zunächst Dienst auf verschiedenen sächsischen
Schmalspurbahnen, bis sie am 15.2.1938 nach Beilstein umstationiert und
dort am 29.9.1965 ausgemustert wurde.
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Am 6. Februar 1966, wieder einem Sonntag, war ich letztmalig im
Bottwartal, diesmal mit dem Fahrrad.
Folglich konnte ich nur den sonntäglichen Ausflugszug fotografieren. An
diesem Tag war für mich erstmalig die 99 651 für diesen Dienst
eingeteilt. Hier wartet sie im Lokbahnhof Beilstein auf die
Rückleistung
nach
Marbach.
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Im dortigen Lokschuppen
stand die 99 650, die erst seit dem 19.5.1965 im
Bottwartal Dienst tat. Davor war die als sächs. VI K im Jahre 1918 von
Henschel gebaute Schmalspurlok ab 1920 auf verschiedenen sächsischen
Schmalspurbahnen im Einsatz, bevor sie am 25.10.1928 nach Ochsenhausen
kam.
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Die 99 651 faßte Wasser für die beschwerliche Fahrt mit ihrem
Personenzug nach Marbach. Rechts neben der Lok ist mein damaliges
Transportmittel zu sehen.
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Eine Frontalaufnahme der 99 651 beim Wasserfassen. Man kann sogar noch
das Untersuchungsdatum erkennen: Offenburg 21.10.1965. Die 99 651
ist eine sächs. VI K, von Henschel im Jahre 1918 gebaut. Von 1919 bis
1938 war sie auf verschiedenen sächsischen Schmalspurstrecken im
Einsatz, kam dann nach Ochsenhausen, wo sie mit einer kurzen
Unterbrechung bis Dezember 1964 blieb. In Beilstein war sie von
Dezember 1964 bis Januar 1969, gab danach ein kurzes Gastspiel auf der
Federseebahn und wurde am 29.9.1969 in Heilbronn ausgemustert. Sie
wurde Denkmalslok in
Steinheim/Murr, wo man sie
heute noch bewundern
kann.
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Vor der Abfahrt bot sich noch die Möglichkeit, die 99 651 beim
Rangieren zu fotografieren.
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Hier noch ein Bild
der Heizerseite. Im Hintergrund steht die
ausgemusterte
99 716, die seit 1997 nach längerer Aufarbeitung im Dampflokwerk
Meiningen beim „Öchsle“
(Öchsle
Museums-Schmalspurbahn Warthausen-Ochsenhausen) wieder
in Betrieb ist.
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Quellen:
Ludger
Kenning, Die
Bottwartal- und die Zabergäubahn, Nordhorn 2004;
Mihailescu/Michalke, Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg, Stuttgart
1985;
Kurt Seidel, Schmalspur in Baden-Württemberg, Schwäbisch Gmünd
1977.
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© Detlef
Schikorr, Rolf
Schulze
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