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Münster Hbf - und ein königlicher Gast
29. Oktober 1971
 

1971 war durchaus ein Jahr wichtiger Ereignisse, aber die europäischen Königshäuser standen primär nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Erwähnenswert wäre zum Beispiel  - chronologisch sortiert: Die Schweiz führte das uneingeschränkte Wahlrecht für Frauen ein, in der DDR wurde Erich Honnecker Staatsratsvorsitzender, die Bundesregierung beschließt eine neue StVO, der Eurocheque wurde eingeführt, Hot Pants waren der Modehit des Sommers, die DB führte die Zuggattung "Intercity" ein, die Münchner U-Bahn wurde eingeweiht, und Willy Brandt erhielt den Friedensnobelpreis.

Aber im Oktober beschäftigte ein anderes Ereignis die Medien, das heute den Chroniken meist nur eine kurze oder gar keine Erwähnung findet: Königin Juliana der Niederlande weilte vom 26. - 29. Oktober 1971 auf Staatsbesuch in Deutschland.
 
Ein Ereignis, das in keinem Bezug zu meinem Alltag als Schüler stand. Meine jugendlichen Gedanken kreisten verstärkt um die - meist fehlenden - Möglichkeiten,Dampflokomotiven vor die Linse meines Fotoapparates zu bekommen. Und - ich gebe es zu - auch um Mädchen in Hot Pants.

Die Familienplanung sah für die Herbstferien die Teilnahme an einem größeren Familienereignis vor, das im Sauerland vorstatten gehen sollte. Bei Bekannten in Westfalen sollte auch ein Kurzbesuch erfolgen. Münster war nicht weit. Dort konnte man täglich noch Rheiner Dampfloks sehen - und fotografieren. Jetzt sind wir beim Thema!

In Münster wollte auch Königin Juliana der Niederlande ein paar Stunden verweilen - am Vormittag des 29. Oktober. Und sie kam mit ihrem eigenen Sonderzug in Münster Hbf an. Mit allem, was zu einem solchen Ereignis dazugehört, angefangen beim Roten Teppich,  der Sperrung von Teilen der Innenstadt, hochrangigen Repräsentanten, Ehrengästen, und, und, und, sollte die Königin in Münster empfangen werden. Es stand in allen Zeitungen. Und das weckte auch in das Interesse meiner Mutter. Königinnen sieht man doch selten in Deutschland.

Also wurde am Morgen des 29. Oktober 1971 aus wichtigem Grund Münster angesteuert.
Und so kam ich an diesem Tag im Hbf Münster zum Fotografieren von Dampfloks.

Der Staatsbesuch hatte noch eine andere, auch eisenbahnbezogene Facette: In Bonn wurde Königin Juliana ein HO-Modell einer niederländischen Elektrolok der Baureihe 1200 als Geschenk für Ihren Sohn überreicht.
Und ein anderes Ereignis darf einfach auch nicht unerwähnt bleiben: In Hamburg verlor die Königin einen Brillianten.  Ein 22-jähriger Polizeibeamter fand glücklicherweise die Pretiose und bekam zum Dank ein silbernes Zigarettenetui. Damals war Rauchen noch gesellschaftsfähig ...

Das Betreten des Hbf Münster stellte für normale Bürger trotz des bevorstehenden Ereignisses kein Problem dar. Die selbstverständlich anwesenden Sicherheitskräfte sperrten lediglich den Zugang zu Bahnsteig 1/2. Ich muß ehrlicherweise erwähnen, dass ich mich nicht - im Gegensatz zu meiner Mutter - dazu hingezogen fühlte, in der Menschenmenge in der Münsteraner Innenstadt zu stehen und einen Blick auf die Königin der Niederlande zu werfen. Die Rheiner 012 übten auf mich eine viel größere Anziehungskraft aus., wie im folgenden zu sehen ist.
Die niederländischen Leser dieser Seite werden es mir hoffentlich verzeihen...



Galerieübersicht


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Der Sonderzug von Königin Juliana der Niederlande läuft in Münster Hbf ein. In den links sichtbaren Verwaltungsgebäuden der BD Münster ist so ziemlich jedes Fenster mit Schaulustigen besetzt - in diesen Minuten ruht die Arbeit. Es führte die auf Hochglanz gebrachte 110 507-1 des Bw Köln-Deutzerfeld.






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Noch nicht ganz zwei Monate alt und damit fotografierenswert war 103 156-6, die dem Bw Frankfurt (Main)-1 am 9. 9. 1971 fabrikneu zugeteilt wurde. Vor einem D-Zug oder einem DC steht sie hier abfahrbereit in Münster. Zu den Kleinigkeiten, die schon lange aus dem Alltagsbild der Bahn verschwunden sind, gehört das tragbare "Zugspitze"-Schild rechts der Lok.






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104 017-9 vom Bw Osnabrück Hbf war die erste Lok dieser Baureihe, die ich zu Gesicht bekam. Hier beim Verlassen des Bw Münster, im Hintergrund links Drehscheibe und Lokschuppen.






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042 254-3 vom Bw Rheine folgte der 104 und setzte anschließend in den Gbf um.






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Kurze Zeit später - leider hatte ich den Bahnsteig gewechselt - fuhr 042 254-3 auf dem Gbf Münster in Richtung Norden aus. Die links zu sehende 140 610-7 gehörte dem Bw Osnabrück Hbf an.






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Eine ungekrönte "Königin der Schiene" hatte sich inzwischen am nördlichen Bahnhofsende im Stumpfgleis am Bahnsteig 3/4 eingefunden: 012 101-2, die am 10. 9. 1971 vom Bw Hamburg-Altona zum Bw Rheine gewechselt hatte.






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Bis zur Bereitstellung der Wagengarnitur des Eilzugs nach Norddeich/Mole bleibt noch Zeit. So entstanden noch einige Detailaufnahmen der 012 101-2.






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Blick auf das Führerhaus mit Gummibalg zum Tender. Die Leisten unter den Fenstern und an der Vorderkante sind letzte Reste der Zierlinien der Stromlinienverkleidung, die die Lok bei ihrer Ablieferung besaß. Der fotografierende Jugendliche bringt den Lokführer nicht aus der Ruhe.




 

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Der Blick von vorn im Gegenlicht ist kaum mehr als ein Schattenriß - läßt die schwere Schnellzuglok aber ungemein imposant wirken.






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Dieser Blick hat ein wenig Symbolkraft: Eine 012 vor den Gebäuden der BD Münster - der Direktion der DB, die wohl die meisten 01.10 über die längste Zeit einsetzte.






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Nachdem eine 260 die Wagengarnitur bereitgestellt hatte, zog 012 101-2 in das Gleisvorfeld vor, um sich an den Zug zu setzten.






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Das Gegenlicht der recht tiefstehenden Herbstsonne machte das Fotografieren fast unmöglich, aber entsprechende Nachbearbeitung des Bildes läßt doch etwas erkennen. 012 101-2 abfahrbereit auf Gleis 4 vor dem E 1937 nach Norddeich-Mole.






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Rechts wird der Sonderzug wieder für die Weiterfahrt von Königin Juliane bereitgestellt. Ehrensache, daß kein heute Rußwölkchen dem Schornstein entweicht! Der Mast links im Bild mußte übrigens die nicht vorhandene Sonnenblende ersetzen, gerne hätte ich die 5 Wagen des E 1937 nicht abgeschnitten.






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Nicht ganz ohne Spannung wurde die Ankunft des D 734,  Norddeich/Mole - Köln,  erwartet. Pünktlich auf die Minute, so sagen meine alten Notizen, lief 012 100-4 um 13.56 h in Münster auf Gleis 2 ein. Der Rangierer war wohl nicht ganz so flink, der Lokführer schaut bereits hinter dem Tender nach dem Rechten.






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Noch ein stimmungsvoller Blick vom Bahnsteig. Auch 012 100-4 war damals ein Neuzugang beim Bw Rheine, am 11. 9. 1971 hatte man sie aus Hamburg-Altona umbeheimatet.






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Nach einer Pause - den familiären Tagesplanungen geschuldet - war noch Zeit für einen kurzen Besuch im Bw Münster. Hier war inzwischen 012 055-0 anzutreffen.






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Sonnenstand und Örtlichkeiten waren nicht harmonisch in Einklang zu bringen, zumal der im Hintergrund sichtbare Hilfszuggerätewagen die Heizerseite der Lok verdeckte. Der gepflegte äußere Zustand der Lok lässt sich leider nur zu erahnen.






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Bekanntlich soll man nicht gegen die Sonne fotografieren, angesichts einer 012 ist es aber schwer, auf ein Bild wie dieses zu verzichten. Die Aufschriftz auf der Pufferbohle kündet von der letzten Untersuchung mit Kesselprüfung am 11. 3. 70. Schön zu sehen ist die leere Nische in der Rauchkammer hinter dem (in Fahrtrichtung) rechten Windleitblech, die alle 01.10-Neubaukessel besaßen.






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Das Personal von 012 055-0 war inzwischen gekommen und vor der Ausfahrt aus dem Bw wurde noch einmal Wasser gefaßt.






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Der Lokführer musste darüber wachen, dass ich den Betriebsgleisen fern blieb und musste manche Frage beantworten. Etwas versonnen betrachtet er hier die mächtige Dampflok.






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Anschließend bot sich ein nicht alltäglicher Blick auf 212 001-2. Im Jahr 1959
zunächst als letzte V100-Vorserienlok unter der Nummer V100 006 in Dienst gestellt, erhielt sie noch im gleichen Jahr den neuentwickelten 1350 PS-
Dieselmotor und wurde als V100 2001 zum Prototyp der Baureihe V10020. Hinter der geöffneten Haube müsste der Daimler-Benz Diesel MB 835 AB zu sehen sein.







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Nein, es konnte nicht sein, daß nicht auch noch eine 50er herumstand.
052 444-7 vom Bw Emden schmauchte in Gesellschaft eines 515 vor sich hin und wurde das letzte Motiv des Tages. Die (von mir auch notierte) angeschriebene Beheimatung lautete noch "Bw Dortmund Rbf", aber die Umbeheimatung nach  Emden war bereits am 2. 8. 1971 erfolgt.









Quellen (Literatur und Webseiten):
Die Triebfahrzeuge der DB und Ihre Heimat-Betriebswerke, Hrsg. Gustav Röhr, Stand Ende 1970
Die Triebfahrzeuge der DB und Ihre Heimat-Betriebswerke, Hrsg. Gustav Röhr, Stand Ende 1971
Große/Högemann, Die Baureihe V 100, EK-Verlag
http://de.geocities.com/rolfwiso/ (Datenbank von Rolf Wisotzky)
www.wikio.de
www.abendblatt.de
www.chroniknet.com
www.jahr1971.de


© Rolf Schulze
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