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Eine Überführung ins AW
 


Bis zur Schließung des Ausbesserungswerkes Braunschweig waren Überführungsfahrten von Dampflokomotiven vom Heimat-Bw dorthin und zurück zwar nicht mehr alltäglich, gehörten aber zum normalen Geschehen der Dampflokunterhaltung. Die Schäden, die die hier gezeigten beiden Rheiner Maschinen erlitten, gehören allerdings nicht zum Dampflokalltag. Hartmut Riedemann war am 7. Februar 1974 dabei, als die Rheiner 012 081-6 nach einem Treibstangenbruch noch mit eigener Kraft und mit der unfallbeschädigten 042 052-1 im Schlepp vor den Toren das AW Braunschweig eintrafen.

Über die Schäden, die 042 052-1 erlitt, gibt der unten gezeigte Auftragszettel der Lok nähere Auskunft. 012 081-6 erlitt während der Fahrt einen Bruch der Treibstange des Innentriebwerks, vermutlich als Folge eines Lagerschadens am Treibstangenlager. Beide Loks wurden im AW Braunschweig wieder instandgesetzt.

Die Lok war im Jahr 1974 allerdings vom Pech verfolgt: Bereits am 10. August 1974 brach die mittlere Treibstange erneut in voller Fahrt auf Höhe der Blockstelle Mehringen. Mehrere, an der Strecke stehenden Eisenbahnfreunde wurden Zeuge dieses Ereignisses. Hierüber wird im zeiten Teil berichtet.




Teil 1: Überführung ins AW Braunschweig.

07. Februar 1974 Bilder und Bildtexte von Hartmut Riedemann (†).
 




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Mit einer Überraschung wartete am 07.02.1974 das AW Braunschweig auf. Sehr langsam und mit sehr ungewöhnlichem und holprigem Klang schlich sich 012 081-6 in die Zufahrt zum AW. Angehängt war auch noch eine ziemlich demolierte 042.







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Auf den ersten Blick war hier nicht zu erkennen, was der Lok fehlen könnte.
012 081-6  war Ende November 1973 im Zuge der Ölkrise außer Betrieb genommen und gemeinsam mit 012 080, 101 und 104 im Bw Osnabrück Hbf direkt an der Bekohlungsanlage abgestellt worden. Am 06.01.1974 kam sie wieder nach Rheine und ging an einem der folgenden Tage wieder in Betrieb.







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Die Frontansicht macht deutlich, dass tatsächlich ein Schaden vorliegt. Das Kolbenstangenschutzrohr des Mittelzylinders ragt nicht wie gewohnt aus der Öffnung in der unteren Frontschürze. Ein alter Terminplan des AW Braun-
schweig sagt als Zuführungsgrund: Hinteres Treibstangenlager, und weiter,
1. Tag auf "w" 30.01.1974, 1. Tag auf "h" 20.02.1974 und Arbeitsanfang an der Lok 27.02.1974. Vermutlich ist der Schaden am 29.01.1974 entstanden.







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Hier ist der Schaden deutlich zuerkennen. Das hintere Treibstangenlager (an der Kropfachse, übrigens ein Gleitlager) der mittleren Treibstange ist gebrochen - während der Fahrt. Dabei hat sich die Treibstange verbogen und um 90° verdreht. Man bekommt eine Ahnung, welche Kräfte da am Werk waren.







Nach einer L 0.2 wird die Lok am 20.03.1974 fertig gestellt. In Rheine trifft sie aber erst am 23.03. ein, weil sie die Rückfahrt gemeinsam mit 042 210-5 unternimmt, die erst am 22.03. nach einer L 0.9 (gerissener Kuppelkasten) im AW fertig gestellt worden war. 012 081-6 ging gleich wieder in den Dienst und legte im Juli 1974 sogar 10.619 km zurück, bevor sie im August wieder das gleiche Schicksal ereilte, siehe oben. Interessant ist vielleicht noch, dass das Bw Rheine im Januar 1974 die Planbesetzung der 012 aufgegeben hatte. Unbeantwortet wird wohl die Frage bleiben, ob hier ein Zusammenhang mit dem Schaden besteht.







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Unübersehbar ist der Frontalaufprall der 042 052-1. Wie es dazu kam, dazu finden sich keine Angaben in der Eisenbahn-Presse dieser Zeit. Lediglich Heft 2/74 des Lok-Report zeigte seinerzeit eine Aufnahme der  beschädigten Lok von J. Ebel vom 02. 02. 1974 auf der Drehscheibe des Bw Rheine, jedoch auch ohne Angaben dazu, wie sich der Unfall ereignete.







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Auch wenn der erste Blick auf 042 052-1 erhebliche Schäden zeigt, dürfte es sich um einen minder schweren Unfall gehandelt haben. Der Terminplan des AW Braunschweig gibt noch folgende Hinweise: Auffahrunfall mit 25-30 km/h,
1. "w" Tag 30.01.1974, 1. "h" Tag 14.3.1974, Arbeitsanfang 19.03.1974. Die Fertigstellung war für Donnerstag den 11.04.1974 vorgesehen. Wahrscheinlich ist auch dieser Schaden am 29.01.1974 entstanden.







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Die Schäden der 042 052-1 sind in diesem Auftragszettel im einzelnen beschrieben. Der Auftragszettel wurde dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Marc Lewandowski.





5./6. August 1974
 

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Als ich im August 1974 die Emslandstrecke besuchte, war ich erfreut, 012 081-6 im Plandienst zu sehen, denn über die Ereignisse im Februar hatten die untengenannten Zeitschriften berichtet. Hier führt die Lok am 5. August 1974 den E 3265 nach Norddeich, nördlich von Leschede in der Abendsonne aufgenommen.






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Einen Tag später, am 6. August 1974, ist sie mit der umlaufmäßigen Rückleistung, dem E 3260, unterwegs nach Rheine. Die schöne, einheitliche  Wagengarnitur aus Mitteleinstiegswagen gefiel schon damals. Auch diese Aufnahme entstand nördlich von Leschede, auf genau jenem Streckenstück, auf dem sich nur 4 Tage später das unten Beschriebene ereignete. 





 
Teil 2: Treibstangenbruch auf freier Strecke.

  10. August 1974
Bilder und Bildtexte von Manfred Adrian (†).
 


Mehrere Eisenbahnfreunde wurden seinerzeit Zeugen dieses Ereignisses, darunter auch Manfred Adrian. Er berichtete im Forum "Historische Bahn" von Drehscheibe-online:

"Wir hatten an jenem Tag an der Emslandstrecke unseren Fotostandpunkt bezogen, als die in der Ferne bereits deutlich erkennbare, aus Richtung Rheine kommende 012 einige hundert Meter südlich von uns auf freier Strecke liegenblieb.

Uns interessierte natürlich was da los war, zumal wir kurze Zeit später auf die doch recht große Distanz (700-800 Meter) mehrere Personen vor der Lok stehend erkennen konnten. Das roch für uns nach Sensation. Wir schwangen uns auf unsere Fahrräder und gelangten ca. 10 Minuten später über holprige Feldwege an den Ort des Geschehens. Mittlerweile hatte sich die Zahl der Schaulustigen, die nun auch das Gegengleis bevölkerten, auf ca. 20 Personen erhöht - offensichtlich neugierige Fahrgäste. Das Gegengleis war zu diesem Zeitpunkt angeblich bereits gesperrt.

Am mittleren Zylinder der 012 war ganz deutlich ein Schaden erkennbar. Es hatte von der Befestigung des Kolbenschutzrohres 3 Schrauben abgerissen. Eine davon soll sogar die Fensterscheibe eines Schrankenpostens, den die 012 gerade im entscheidenden Moment passiert hatte, durchschlagen haben. Vom Kolben des mittleren Zylinders war nichts mehr zu erkennen, der lag wohl irgendwo zwischen den Schienen. Welcher Posten es genau war, habe ich leider nicht notiert, es muss jedoch in dessen Nähe einen Campingplatz gegeben haben. Der Zugschluss des aus 9 Silberlingen bestehenden 012-Zuges befand sich ziemlich genau am Kilometerstein 222/1.

Um das nun folgende Geschehen abzukürzen: 012 082-4 setzte sich von hinten an den liegengebliebenen Zug und zog diesen in Richtung Rheine ab. An die nun alleine auf freier Strecke stehende 012 081-6 setzte sich von hinten mit einem Hilfszugwagen kommend die 043 094-2 und zog die Unglückslok ebenfalls in Richtung Rheine ab.

So hatte es sich zugetragen, damals im August 1974. In den darauffolgenden zwei Stunden konnten wir in beide Richtungen eine außergewöhnliche Zugdichte beobachten, die uns Fotografen natürlich sehr gelegen kam."
                                                                                                                                                    Manfred Adrian
Link zum Originalbeitrag







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Auf ihrer Reise mit dem D 1737 von Rheine nach Norddeich Mole ist 012 081-6 am 10. 8. 1974 nicht weit gekommen. Nördlich von Leschede, etwa am Bahnübergang 229 auf Höhe der Ortschaft Bernte, ist sie mit gebrochener mittlerer Treibstange auf freier Strecke liegengeblieben.






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Das linke Verkleidungsblech der für die Baureihe 012 typischen Mittelschürze ist aufgeklappt und gibt den Blick frei auf den Mittelzylinder mit fehlender Kolbenstange.







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216 054-7 überholt auf dem Gegengleis im Schrittempo den liegengebliebenen D 1737. Zahlreiche schaulustige Fahrgäste bevölkern mittlerweile die Trasse.







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Nach geraumer Zeit ist 012 082-4 aus Rheine ihrer Schwestermaschine zu Hilfe gekommen und hat sich an den Zugschluß des D 1737 gesetzt.







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Eine unbekannte 042 überholt auf ihrer Fahrt nach Emden den liegengebliebenen D 1737. Ganz am äußersten linken Bildrand, über dem Schatten, ist der Kilometerstein 222/1 zu erkennen.







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Nachdem 012 082-4 die Zuggarnitur des D 1737 nach Salzbergen abgezogen hat, betritt 043 094-2 mit einem Hilfszugwagen von Rheine kommend die Bühne des Geschehens .....






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..... und setzt sich hinter 012 081-6. Nachdem man die mittlere Treibstange geborgen hat, wird die 043 die liegengebliebene stolze Pacific gleich im Schrittempo nach Elbergen drücken.







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Nach geraumer Zeit, die Sonne hat sich inzwischen zurückgezogen, kommt das seltsame Gespann in langsamer Fahrt an der Blockstelle Mehringen vorbei.







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Nachschuß auf die mächtige 012 im Schlepp der 043 094-2 auf der Fahrt in das heimatliche Bw Rheine.







Das Innentriebwerk der 012 081-6 wurde daraufhin im AW Braunschweig ein zweites Mal instandgesetzt, obwohl der Ersatz der Baureihe 012 auf der Emslandstrecke zum nächsten Fahrplanwechsel im Mai 1975 beschlossene Sache war, aber die Zahl der verfügbaren 012er war bereits zu stark reduziert. Laut einer Kurzmeldung im Eisenbahn-Kurier kehrte 012 081-6 am 19. 9. 1974 nach rheine zurück. Im Oktober 1974, nach der Instandsetzung der Lok, verfügte das Bw Rheine nur noch über 8 Maschinen für einen 6-tägigen Umlaufplan. 012 081-6 blieb bis zum Ende des 012-Einsatzes bei der DB im Dienst und wurde dankenswerterweise erhalten. Heute gehört die Lok zu den nicht betriebsfähigen Exponaten des Dampflokmuseums Heilbronn.






  20. Mai 1975

 

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Ein letztes Bild vom Einsatz der 012 081-6 konnte ich am 20. Mai 1975 machen. An diesem Tag war sie mit dem D 715 (Norddeich - München) nach Rheine unterwegs, aufgenommen in voller Fahrt bei Neermoor. Ihren letzten Einsatz hatte sie am 31. 5. 1975 vor dem D 714 nach Norddeich, anschließend fuhr sie Lz zurück nach Rheine.








Quellen:
Lok-Report, Heft: 2/74, 5/74, 6/74;
Eisenbahn-Kurier, Hefte 46, 47, 48, 50, 4/75.






© Rolf Schulze, Hartmut Riedemann (†), Manfred Adrian (†)
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