Nichts ist mehr zu spüren von den Wetterkapriolen des April, wie sie in der vorangegenagenen Galerie "Rottweil im April 1974" dokumentiert sind, als 050 202-1 mit dem N 4142 aus Freudenstadt (mit Kopfmachen in Eutingen) in Horb am Bahnsteig zu stehen kommt. Gut zu sehen sind bei diesem Bild die Scheibenwischer an den Fenstern des Kabinentenders.

Für die Detailversessenen unter den Lesern noch ein paar Ansichten aus einer anderen Perspektive.

Ein Abstecher nach Freudenstadt war nicht wirklich erfolgreich. Lediglich
051 430-7 ist bei der Lokbehandlung zu sehen. Die witterungsgeschützte Einfach-Bekohlung des Bw Freudenstadt war allerdings ein Foto wert. Freudenstadt fungierte seinerzeit noch als Einsatz-Bw. Heute ist es längst dem Fortschritt gewichen.

Der N 3953 aus Stuttgart war eine der wenigen Leistungen, die Dampfloks unter Fahrdraht erbrachten. Vormals eine Leistung der P 8, hat heute
050 202-1 vom Bw Rottweil den langen, aus zwei Garnituren gebildeten Pendlerzug in Böblingen von der E-Lok übernommen, und erreicht Horb planmäßig um 17.27 Uhr. 

Noch hängt der Fahrdraht nicht über allen Gleisen das Bahnhofs Horb.

Kurz vor 7 Uhr in herrlicher Morgensonne läuft 051  630-2 des Bw Rottweil mit dem N 3924  in Horb ein. Trotz des schönen Anblicks stellt sich bei mir keine ungetrübte Freude ein, denn die planmäßige Bespannung wäre die 078 gewesen. In den letzten Jahren des Dampfbetriebs konnte schon ein kleiner Schaden die Z-Stellung einer Lok nach sich ziehen.

064 419-5, die zweite Crailsheimer Leihlok beim Bw Rottweil, verläßt die Rampe des Güterschuppens mit einem soeben verladenen Zementmischer in südlicher Richtung.

Später am Tag findet sich 064 419-5 zusammen mit 051 630-2 im ehemaligen Bw Horb ein. Der im zweiten Weltkrieg zerstörte Teil des Rundschuppens wurde nie wieder aufgebaut, die Reste des Mauerwerks blieben erhalten.

Nahverkehrszüge zwischen Horb und Freudenstadt mußten in Eutingen Kopf machen. Um die Lok auf dem längeren Abschnitt nach Freudenstadt vorwärts fahren zu können, wurde auf dem Streckenstück Horb-Eutingen immer Tender voraus gefahren. Hier die Ausfahrt des N 4137 nach Freudenstadt mit
051 559-3, Tender voraus.

Auch nachdem die letzten drei 038er aus dem Dienst ausgeschieden waren, blieben die Eilzugleistungen zwischen Eutingen und Freudenstadt dampfbespannt. 050 202-1 führt hier bei Wittlensweiler den verspäteten E 1949 aus Stuttgart. Aufgrund der niedrigeren Höchstgeschwindigkeit konnten die 050-053 die Fahrzeiten der P 8 nicht einhalten.

051 430-7 rangiert im Bahnhof Freudenstadt, vor dem Lokschuppen im Hintergrund ist eine 218 und eine weitere 50er zu sehen, und im Vordergrund filmt ein weiterer Eisenbahnfreund die Szene.

Die Beförderung der Nahverkehrszüge zwischen Freudenstadt und Hausach waren ebenfalls Aufgabe der 038. Folgerichtig bespannt 050 202-1 auch den N 3977 Freudenstadt-Hausach, hier aufgenommen bei Loßburg.

Mit dem Ng 16859 fuhren Rottweiler 50er noch 1974 über Hausach und ab da über die Schwarzwaldbahn nach Offenburg. 051 681-5 hat heute diese Leistung zu fahren, auch bei Loßburg aufgenommen. War es nur Zufall, daß somit die letzte planmäßige Dampflok Offenburg erst nach Einbruch der Dunkelheit um 20.57 h erreichte und um 4.04 h mit Ng 16852 wieder verließ? Für die Lokpersonale jedenfalls keine angenehme Schicht.

Die Rückleistung für 050 202-1 war - wie am Vortag, siehe Bild 1 - der N 4142 Hausach-Schiltach-Freudenstadt-Eutingen-Horb, um einmal den ganzen Laufweg zu nennen. Angesichts der Wagengarnitur muß man kein Fachmann sein, um nachzuvollziehen, daß der Ersatz dieser Zugleistungen durch Dieseltriebwagen zweifellos ein Zugewinn an Wirtschaftlichkeit war.

Im Lokschuppen des Bw Freudensatdt sind 023 061-5 und 023 070-6 zu finden. Beide sind - wie die beiden 064 - aus Crailsheim für Bauzugdienste ausgeliehen, scheinen aber in diesen Tagen nicht benötigt zu werden.

Erneut morgendliches Warten auf den N 3924 Rottweil-Tübingen. Heute ist  auch wirklich 078 246-6 die Zuglok, der gestrige Ausfall also nicht einem größeren Defekt geschuldet. Auf den Wagendächern ist der Rauhreif der Nacht noch zu sehen. Exakt um 7.00 Uhr ertönt der Abfahrtspfiff, und mit dem Öffnen des Reglers entstand dieses Bild.

Dampf und Streiflicht wirken immer faszinierend. In der kühlen Morgenluft hüllt sich die T 18 in eine Wolke aus Zylinderabdampf, während sie auf das Tübinger Gleis wechselt.

Fahrt in den Frühlingsmorgen!

40 Minuten später kommt der E 2004 Singen-Stuttgart an fast derselben Stelle auf Gleis 3 zum Stehen. Auf den letzten Metern war es wohl ein wenig knapp mit dem Bremsen, sodaß die Lok - schon auf Signalhöhe stehend - fast den Karrenüberweg blockiert. 221 122-5 vom Bw Villingen hat zudem eine kräftige Beule, in dieser Zeit häufiger an den 221ern zu beobachten. 

Der D 381 ist ein internationaler Schnellzug mit dem Laufweg Stuttgart - Singen - Zürich - Mailand -Genua und durch Kurswagen verstärkt. 215 078-7 vom Bw Ulm leistet der Villinger 221 124-1 Vorspann. Zwei Lokführer warten angespannt auf den Abfahrauftrag. 3 Dieselmotoren mit zusammen 5200 PS maximaler Leistung werden sogleich dröhnend den Schnellzug beschleunigen.

Welcher Gegensatz zum vorigen Bild! 1936 wurde diese Köf, die inzwischen die EDV.gerechte Nummer 311 238-0 trägt, von der Rheiner Firma Windhoff für die Deutsche Reichsbahn gebaut. Im Bf.  Eutingen verdient sie sich ihr Gnadenbrot. Inzwischen gehört sie buchmäßig zwar zum Bw Stuttgart, dort dürfte sie aber wohl nie hingekommen sein. Wozu also die Anschrift ändern?

Am Morgen war sie noch im Umlaufplan, aber nach der Rückkehr aus Tübingen wurde 078 246-6 für den 038er-Umlauf disponiert. Lz war sie von Horb nach Eutingen gefahren und wartet jetzt auf den E 1656 aus Stuttgart.

Ankunft des E1656 Nürnberg - Stuttgart - Singen - Konstanz, die Rückleistung für die Villinger 221 122-5. Der Zug wird hier geteilt, die letzten drei Wagen bilden ab Eutingen den E 1949 nach Freudenstadt.

Nach der Abfahrt der 221 drückt 078 246-6 die am Bahnsteig zurückgebliebenen Wagen, die als E 1949 nach Freudenstadt zu fahren sind.

Der abfahrbereite Eilzug nach Freudenstadt. Es war einer der letzten Einsätze der T 18 vor diesem Zug, vielleicht sogar der letzte überhaupt. Der Heizer hat zur Feueranfachung den Bläser geöffnet und verteilt den Rauch im Bahnhof.

Nach der Ankunft in Hochdorf. Unschwer zu erraten, daß ich mit dem Zug gefahren bin. Für das Personal wird es jetzt ernst, die Fahrzeit bis Freudenstadt ist äußerst knapp berechnet, und der Heizer legt ordentlich Kohle auf.

Die Ausfahrt des E 1949. Wenige Wochen später, mit dem Fahrplanwechsel Ende Mai 1974, endete der planmäßige Einsatz der T 18. Die 212er waren "endlich" gekommen.

Zum Schluss noch ein "Abschiedsfoto" der 078 246-6, nicht im Rahmen dieser Fahrt aufgenommen, und nicht von mir. Gerd Bembnista fotografierte am
28. 12. 1974 die bereits ausgemusterte Lok vor dem Bw Rottweil, wo sie zusammen mit 038 772-0 abgestellt war. Für die Abschiedsfahrten im Dezember 1974 hatte das Triebwerk noch ein Mal frischer Farbe bekommen.